Der in Wien lebende Argentinier Adrián Dozetas übersetzt seine Bücher selbst vom Spanischen ins Englische und ins Deutsche. Im Interview spricht er über seine Erfahrungen mit Selbstübersetzung und sein Faible für Füße und die Gründe, warum er lieber im Eigenverlag publiziert.
Adrián, dein Roman La esquina de los boludos ist unter dem Titel The corner of the jerks auch auf Englisch erschienen, dein Gedichtband Guirnaldas para la jaula erscheint demnächst auf Deutsch. Übersetzt du deine Texte selbst?
Ja, ich übersetze meine Texte selbst und gebe sie dann an Muttersprachler*innen, welche sie nochmals korrigieren. Sich selbst zu übersetzen ist wie ein neues Buch zu schreiben, wie schon Shakespeare sagte: work, work, work. Das Schwierigste ist in eine andere Sprache meinen Humor, meine Ironie und meine Melancholie zu übersetzen.
La esquina de los boludos hat den Zusatz „Ein Roman über Füße“. Sind Füße etwas, was dich fasziniert?
Natürlich, ich bin ein Fußfestischist. Aber abgesehen davon hat der Protagonist des Romans von Anfang bis Ende des Buches kalte Füße. Das wichtige daran ist, dass die Füße im Buch mit dem Hauptthema der Wurzeln zu tun haben. Der Roman spielt in Bueno Aires in Argentinien, einer Stadt, einem Land mit starkem Immigrationshintergrund. Die damit verbundene Frage ist, was Zuhause ist und wie wir dorthin kommen. Gleichzeitig Hass und Liebe für den Ort an dem du geboren wurdest. Gleichzeitig das Gefühl dort hinzugehören und nicht dort hinzugehören. Gleichzeitig bleiben und abhauen wollen.
Was erwartet uns in deinem zweiten Buch?
Jerks. Charaktere, die nicht wissen wohin sie gehen sollen. Unentschiedene Leute. Sex. Drogen. Zerbrochene Liebe. Argentinien, alles läuft falsch. Es ist ein kondensiertes Prosabuch, mit nicht einer philosophischen Zeile oder Lebensweisheit. Adjektivlosigkeit.

https://dozetas.com/laesquinadelosboludos/

Du hast deine Bücher im Eigenverlag verlegt. Was war ausschlaggebend für diese Entscheidung und welche Erfahrungen hast du bisher damit gemacht?
Der erste Grund für die Entscheidung war, dass ich selber entscheiden möchte was ich veröffentliche und was nicht. Der Zweite ist, dass die Welt der Verlagshäuser eine veralte und obsolete Welt ist. Wie kann es sein, dass du ein Buch schreibst und sie dir 10% pro Buch zahlen? Es ist ein Jahrmarkt der Eitelkeit. Ich habe eine eigene solide Struktur gefunden, meine Bücher zu verkaufen, bei meinen Performances und im Internet. Ich verkaufe nicht schlecht aber möglicherweise werden in der nahen Zukunft Bücher sowieso Fetischismen sein. Wir werden es sehen.
Was macht dir beim Schreiben am meisten Spaß?
Ich bin ein Fertiger. Am meisten Freude bereitet es mir Dinge fertig zu schreiben, sie zu beenden und sie aus meinem Körper raus zu lassen. Wenn ich schreibe versuche ich nicht zu denken sondern zu tanzen. Für mich ist schreiben ähnlich wie für Musiker*innen ein Instrument zu spielen. Ich benutzte meinen Verstand nur, um zu korrigieren. Der Rest ist eine Mischung aus Beharrlichkeit, Glück und Magie.
Wie erlebst du als Argentinier die österreichische Literaturszene?
Ich habe einige Lesungen und Performances mit Underground Schriftsteller*innen aus Linz und Wien geteilt. Hauptsächlich sind die Menschen und Freund*innen mit denen ich arbeite aus allen Kunstdisziplinen.
Adrián Dozetas ist ein Schriftsteller, der in Wien lebt.