Im Spotlight: Über die Faszination für Verbrechen

Foto © Jenia Symonds de Montfort

Sabine Wolfgang hat bereits zwei Sachbücher über wahre Verbrechen geschrieben, nun ist ihr erster Roman, ein Krimi, erschienen. Was macht Verbrechen für viele so faszinierend? In der neuesten Ausgabe von Im Spotlight gibt die Autorin Einblicke in den Entstehungsprozess ihres ersten Romans. Außerdem erzählt sie über gefährliche Frauen und wahre Verbrechen in ihrer Heimatstadt Wien.

Was ist für Sie das Faszinierende an Verbrechen?

Ich glaube generell ist das etwas, was viele Leute interessiert, sich ein bisschen mit dem Bösen auseinanderzusetzen. So hinter die Kulissen zu blicken und zu schauen, was da vorgefallen ist und ob das vielleicht jemand aus dem näheren Umfeld sein könnte, das ist glaube ich das, was viele Leute so an wahren Verbrechen fasziniert. Das ist ja dann gerade das Spannende, dass das jeder aus dem Umfeld sein könnte. Deshalb habe ich gemeinsam mit der Co-Autorin Gabi Hasmann, die auch schon sehr viele historische Bücher verfasst hat, das Konzept entworfen, dass wir uns sehr viel mit historischen Fällen auseinandersetzen. Es war im ersten Buch, bei der Wilden Wanda, wo wir den Schwerpunkt Frauen gewählt haben, also Verbrecherinnen zwischen dem 17. und dem 20. Jahrhundert, auch so spannend zu sehen, dass zu diesem Zeitpunkt, besonders im 17., 18. Jahrhundert, Frauen noch überhaupt nicht verdächtigt wurden, dass man ihnen gar nicht zugetraut hat, dass sie überhaupt eine Straftat begehen können.

Basiert der Krimi auch auf einem wahren Verbrechen?

Nein, diese Geschichte ist fiktional. Die Idee dazu habe ich bereits 2008 entwickelt, als ich von einer Lesung weggegangen bin und eine konkrete Idee im Kopf hatte zu einem Krimi. Und diese Idee hat mich nicht losgelassen und dann habe ich mir, noch ohne das Handwerk zu können, alles runtergeschrieben, was mir eingefallen ist. Dieser Erstversuch vom Roman ist dann sehr lange liegengeblieben und im letzten Jahr, als der erste Lockdown kam, bin ich auf die Idee gekommen, dass ich das noch einmal hernehme, den Roman komplett überarbeite und die Handlung nach Wien verlege und weiter ausbaue und dann war es endlich ein fertiges Produkt.

Sabine Wolfgang, Wort für Mord, Niemeyer Buch, 2021, 336 Seiten, €12.

Ohne zu viel zu verraten – worum geht es in diesem Roman?

Im Zentrum steht ein Einzelgänger, Jakob Primm, der im 5. Bezirk wohnt und nicht wirklich viel Kontakt zur Außenwelt hat und das auch bewusst so lebt. Die einzige Person, die ihn wirklich interessiert, ist eine Schriftstellerin namens Paula Hogitsch, deren Werke er während der letzten Jahre genau studiert hat. Als sie ihr letztes Buch bei einer Lesung vorstellt, erkennt er sich in dieser Geschichte wieder, weil sie in diesem Buch zwei Morde schildert, die er selbst begangen hat. Nun fragt er sich natürlich, wie das passieren konnte, dass seine Lieblingsautorin etwas weiß, was er jahrelang geheimhalten konnte.

Lesen Sie selbst auch gerne Krimis?

Ja, ich lese sehr gerne Krimis und Thriller, wobei es zweitrangig ist, wo der Krimi spielt, also es muss nicht unbedingt in Wien sein. Ich lese auch sehr gerne Sachbücher und Biografien, also einen guten bunten Mix. Ich lese auch zum Beispiel gerne Romane, die in Afrika spielen. Ich kann eigentlich nicht genau sagen, woher das Interesse für Krimis kommt, sicherlich auch aus dem Fernsehen und von anderen Dingen, mit denen man sich in der Freizeit beschäftigt.

Noch einmal zurück zu den Sachbüchern. Sie haben ja auch ein Buch zu kriminalistischen Stadtspaziergängen verfasst. Hat es in Wien viele spektakuläre Verbrechen gegeben?

Ja sehr sehr viele. Wir mussten uns natürlich ein bisschen einschränken und haben uns dann letztendlich auf 46 Verbrechen geeinigt, um auch ein bisschen Varianten in verschiedenen Bezirken aufzuzeigen. Vieles hat natürlich im ersten Bezirk stattgefunden, weil dort immer sehr viele Menschen unterwegs waren und viele Unternehmen angesiedelt waren. Wir wollten auch ein bisschen die Unterschiedlichkeit der Verbrechen aufzeigen, da gab es ganz absurde Tathergänge und Waffen. Der jüngste Mord, den wir schildern, ist Anfang der 1960er Jahre passiert und zwar der Opernmord. Es gibt in dem Buch, denke ich, eine gute Mischung aus bekannten Verbrechen aber auch solchen, die bisher noch in keinem Buch geschildert wurden.


Sabine Wolfgang, geboren 1980 in Österreich, hat in Wien Publizistik und Kommunikationswissenschaften sowie Spanisch studiert. Nach Stationen im Tourismus sowie als Consultant in einer Kommunikationsagentur und einem internationalen Unternehmen ist sie seit 2010 selbstständige PR-Beraterin und berät Firmen und Künstler in Sachen Medienauftritt. Darüber hinaus hat sie für einige Magazine als Redakteurin gearbeitet und bereits zwei Sachbücher zum Thema True Crime verfasst. Sie lebt in Rotterdam und in Wien. „Wort für Mord“ ist ihr erster Roman.
www.sabinewolfgang-autorin.com

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