Glücksgriff: Teresa Präauers Das Glück ist eine Bohne

REZENSION Barbara E. Seidl 26. April 2021

Glück muss der Mensch haben, denn Glück wird gerne als das höchste Gut beworben. Von Glücksspiel über Glücksratgeber bis hin zu Glücksbringern, die beim Finden des Glücks behilflich sein sollen: Glück bringt nicht nur unsere Augen zum Strahlen, es ist auch etwas, womit man viel Geld verdienen kann. Doch das Glück ist auch launisch, „a Vogerl“, wie es in einem bekannten Wienerlied so schön heißt, oder, wie Teresa Präauer meint, manchmal auch eine Bohne.

In ihrem neuesten Buchprojekt Das Glück ist eine Bohne begibt sich die Autorin mit einem Augenzwinkern auf die Suche nach dem Glück, eine Suche, die vom ländlichen Österreich bis ins rurale Iowa führt.

Teresa Präauer, Das Glück ist eine Bohne. Wallstein Verlag 2021, 312 Seiten, €24,70.

Dabei findet sie Freuden in den vielen kleinen Momenten des Alltags, die bei der Jagd nach der großen Glückseligkeit oft untergehen: in einem Tanzfilm, in Glitzer-Konfettis, oder auch in einer Musikkassette mit Superhits aus Italien.

Denn Glück liegt, so die Einsicht, die sich beim Lesen von Präauers Texten geradezu wie ein roter Faden anbietet, letztlich immer auch im Auge der Betrachterin.

Mit Geschichten über die Liebe, das Leben und den Lauf der Dinge, wie es im Klappentext von Das Glück ist eine Bohne so schön heißt, entwirft Teresa Präauer ein Kaleidoskop an Geschichten, die die Grenzen zwischen Realität und Fiktion nichtig erscheinen lassen. Schließlich, wie die Autorin im Interview betont, wissen wir beim Nacherzählen meistens ohnehin nicht mehr so genau, was tatsächlich geschehen und was fiktiv ist.

In ihrem Buchprojekt nähert sich Präauer dem Thema Glück mit Hilfe einer Vielzahl an Textschnipsel, die sich mosaikgleich zu einem bunten Bild zusammenfügen. Abgerundet durch vier farbenfrohe Zeichnungen sowie der Abbildung einer Installation, die uns die Vielseitigkeit der Autorin und bildenden Künstlerin Teresa Präauer vor Augen führen, präsentiert sich Das Glück ist eine Bohne als überaus schön gestalteter, originell konzipierter Erzählband, der den experimentellen Spielraum für erzählende Literatur um eine Facette reicher macht.

Das Glück ist eine Bohne ist eine Collage an abwechslungsreichen Geschichten, die inspirieren, die Welt um uns ein wenig bewußter wahrzunehmen und das Glück nicht im Großen zu suchen sondern in den kleinen Details zu erkennen, die das tägliche Leben für uns bereit hält. Denn manchmal treffen wir das Glück vielleicht sogar in Gestalt einer Bohne.

Foto (c) Thomas Langdon

Teresa Präauer, geb. 1979, studierte Germanistik und bildende Kunst. Im Wallstein Verlag erschienen die Romane »Für den Herrscher aus Übersee«, »Johnny und Jean« und »Oh Schimmi« sowie der Großessay »Tier werden«. Zahlreiche Auszeichnungen und Preise, unter anderem den aspekte-Preis 2012 und den Erich-Fried-Preis 2017. Sie lebt in Wien.


Barbara E. Seidl ist freie Autorin, Literaturwissenschaftlerin und Trainerin für Deutsch und Englisch als Fremdsprache.

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