Nach Ein Winter in Wien, Wenn es Frühling wird in Wien und Sommer in Wien ist nun der vierte Band aus Petra Hartliebs Reihe rund um den Buchhändler Oskar Nowak und seine Frau Marie erschienen. Nach einem großen Bogen durch die 1920er-Jahre endet der Romanzyklus mit dem Tod Arthur Schnitzlers im Oktober 1931. Im Interview erzählt die Autorin, was für sie die 1920er Jahre so spannend macht und was ihre Romane mit der Geschichte ihrer eigenen Buchhandlung verbindet.
Geschichte und Geschichten wie hängen die beiden für Sie zusammen? Lesen Sie gerne historische Romane?
Lustigerweise nicht so oft. Ich bin mehr im Hier und Jetzt. Aber wenn ich einen lese und der ist gut geschrieben und gut recherchiert, bin ich ganz begeistert. Davon, wie man durch das Erzählen einer Geschichte, die Vergangenheit näher bringen kann.
Petra Hartlieb wurde 1967 in München geboren und ist in Oberösterreich aufgewachsen. Sie studierte Psychologie und Geschichte und arbeitete danach als Pressereferentin und Literaturkritikerin in Wien und Hamburg. 2004 übernahm sie eine Wiener Traditionsbuchhandlung im Stadtteil Währing, heute »Hartliebs Bücher«. Davon erzählt ihr 2014 bei DuMont erschienenes Buch ›Meine wundervolle Buchhandlung‹. In ›Wenn es Frühling wird in Wien‹, ›Sommer in Wien‹ und ›Herbst in Wien‹ spielt ebendiese Buchhandlung erneut eine zentrale Rolle.

Herbst in Wien, ist nach Ein Winter in Wien, Wenn es Frühling wird in Wien und Sommer in Wien nun der vierte Band rund um den Buchhändler Oskar Nowak und seine Frau Marie, spielt in der Zwischenkriegszeit. Was macht das Spannende dieser Zeit aus?
Das war eine Zeit im Umbruch. Und so vieles gab es nebeneinander. Alleine der Beginn der Frauenbewegung, das Frauenwahlrecht, die Salons. Und auf der anderen Seite bittere Armut, Inflation und Spanische Grippe. Eine Zeit, die ich immer schon spannend fand. Und all die Autoren, Ärzte, Theatermacher usw. die das Leben geprägt hatten und 1938 vertrieben worden sind, waren noch im Land!
In Ihren Romanen treffen wir die unterschiedlichsten Frauenfiguren. Die Hauptfigur Marie vertritt dabei eher ein eher altmodisches Frauenbild. War es Ihnen wichtig, die zunehmende Emanzipation der Frauen in den 1920er Jahren in die Geschichte miteinzubauen?
Ja, nur mit Marie alleine, wäre es mir selber fad geworden. Sie ist ja nur ein Teil der Gesellschaft, es gab auch noch die andere, die Fanni Gold repräsentiert. Modern, intellektuell, selbstbewusst. Marie hätte diese Entwicklung nicht durchmachen können. Das wäre komplett unglaubwürdig.
Als Maries ehemaliger Arbeitgeber tritt auch der Schriftsteller Arthur Schnitzler auf, seine Werke werden von den Hauptfiguren sehr bewundert und viel diskutiert. Sind Sie selbst auch ein Schnitzler-Fan?
Ja, ich liebe Arthur Schnitzler als Autor. Als Mensch habe ich ihn zum Glück nicht gekannt, ich fürchte, er wäre mir nicht sympathisch gewesen. Aber seine Texte sind immer noch modern und haben etwas, das mich sehr berührt.
Oskar Nowak und seine Frau betreiben eine Buchhandlung in der Währinger Straße. Hat Sie dabei auch die Geschichte Ihrer eigenen Buchhandlung beim Schreiben inspiriert?
Natürlich. Unsere Buchhandlung existiert an diesem Standort seit 1890. Und sie hat sich gar nicht so verändert. Immer noch Holzregale, immer noch voll mit Büchern. Manchmal, wenn ich da hinter dem Ladentisch stehe, stelle ich mir vor, wie das vor 100 Jahren war. Und dann kommt Arthur Schnitzler oder Sigmund Freud bei der Tür rein!