REZENSION Barbara E. Seidl 14. Dezember 2021

Nach Ein Winter in Wien, Wenn es Frühling wird in Wien und Sommer in Wien wird es nun Herbst im sogenannten Wiener Cottage, dem Villenviertel im 18. Bezirk. Im vierten Band von Petra Hartliebs Reihe rund um den Buchhändler Oskar Nowak und seine Frau Marie begegnen wir den bereits liebgewonnenen Figuren zunächst während der letzten Jahre des Ersten Weltkriegs. Eine harte Zeit voller Entbehrungen und Unsicherheit. Die Zwischenkriegszeit bringt dem jungen Paar endlich ein wenig Erleichterung. Ihre lebenslustige Freundin Fanni entführt Marie in die ihr bis dahin noch unbekannte Welt der Goldenen 1920er Jahre und macht sie auch mit den Anfängen der Frauenbewegung bekannt.
Wer bereits die vorherigen Bände kennt, wird in Herbst in Wien einen stimmigen Abschluss der Geschichte finden. Doch auch Leser:innen, die erst mit diesem Band einsteigen, werden dank einiger Rückblenden von der Autorin abgeholt.
Trotz teils schwerer Themen gelingt es dem Roman dennoch nie schwermütig zu werden, selbst in den dunkelsten Stunden schimmert immer noch irgendwo ein Hoffnungsschimmer durch.
Der Roman ist wie eine literarische Zeitreise in eine Welt, die zwar in Trümmern lag, in der aber noch eine zuversichtliche Aufbruchstimmung vorherrschte und erst wenige etwas von der düsteren Zukunft ahnten.
Mit dem Tod Arthur Schnitzlers, bei dem Marie früher als Kindermädchen tätig war, geht Petra Hartliebs Roman-Zyklus schließlich zu Ende.
Gut recherchiert und angenehm zu lesen ist Herbst in Wien ein ideales Buch für die Feiertage, am besten vor dem Kamin mit einer warmen Tasse Tee.
