Markus Köhle über „Mein großes Igelbuch“

Foto © Doris Mitterbacher

Text von Markus Köhle

Neulich sind wir uns wieder begegnet. Es war im öffentlichen Bücherschrank meines Vertrauens. Es war Liebe auf den ersten Blick reloaded. Nein, es war, als träfe ich eine gute, alte Bekannte nach einem halben Leben wieder. Es weckte augenblicklich das Kind in mir. Es ging gar nicht anders. Ich musste zugreifen und in die Hand nehmen, was ich doch so oft in meinen damals noch viel kleineren Händen hatte. Dieses Orange – unverkennbar. Dieses Format – einmalig. Diese verschmitzten Igelchen am Cover – unvergesslich. Diese fröhliche Igel-Familie – 1950er-Jahre-Idylle schlechthin. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass das Buch 1961 im Südwest Verlag München erschienen ist. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass mir Helene Weilen diesen Meilenstein meiner (Vor-)Lesebiografie bescherte. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, wer für die Spitzen-Igelillustrationen verantwortlich zeichnete: Anny Hoffmann. Ich wusste nur, dass die vier Igel-Geschwisterchen – so wie wir – zu dritt in einem Bett schliefen, das kleinste Igelchen noch bei den Eltern. Ich wusste nur, dass es in der Igel-Schule das Fach „Zur Kugel rollen“ gab und dass eines der Igelchen darin leider „mangelhaft“ war. Ich wusste nur, ich musste es – das Buch meiner Kindheit – haben, mit in meinen Bau schleppen, dort horten und dann zur Hand nehmen, wenn ich mal nach meinem Lieblingskinderbuch gefragt werde: „Mein großes Igel-Buch“.

Hinterlasse einen Kommentar