Im Kampf mit sich selbst: Rhea Krčmářovás Montrosa

REZENSION Barbara E. Seidl 04. Dezember 2023

Im klassischen Schauerroman kämpft die Heldin meist gegen eine überirdische Bedrohung. Doch was, wenn sie selbst das Monster ist?

In Rhea Krčmářovás neuem Roman Monstrosa muss sich die Opernsängerin Isabella ihren inneren Dämonen stellen, die sich in Form einer Essstörung bemerkbar machen. Hilfe sucht sie dabei in einer psychiatrischen Klinik. Doch anstelle der erhofften Unterstützung findet sich die übergewichtige Isabella in einer Gruppe abgemagerter Mitpatient*innen wieder, die sie ablehnen und nachts seltsame Rituale abhalten.

In teils schmerzend anschaulichen Sprachbildern weist Krčmářovás nicht nur auf die Gefahr hin, die von medial vermittelten Schönheitsidealen ausgeht, sondern zeigt auch die Schattenseiten der Diät-Branche auf. Am Beispiel von Isabella wird deutlich, dass durchaus auch übergewichtige Menschen an Bulimie erkranken, nicht selten als Folge von fragwürdigen Diäten.

Darüber hinaus sind unerreichbare Schönheitsideale und die daraus resultierende gestörte Beziehung zum eigenen Körper nicht nur ein Problem, das Frauen betrifft, sondern, wie im Roman deutlich wird, zusehends auch immer mehr Männer.

Rhea Krčmářová, Monstrosa. Kremayr & Scheriau 2023, 304 Seiten gebunden, €25.

Foto (c) Elodie Grethen

Rhea Krčmářová (Krtsch-mar-scho-wa) wurde in Prag geboren und wuchs in Wien und Umland auf. Sie studierte Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst Wien und wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Rhea Krčmářová schreibt Prosa, Theatertexte, Libretti, Essays und Gedichte (u.a. auf Instagram), und experimentiert mit transmedialer Kunst, Textkunst und Buchkunst.

Unterteilt in Opernakte, gewinnt Montrosa mit jeder Seite an Fahrt und nimmt die Leser*innen mit auf eine Tour des Schreckens. Denn je länger der Klinikaufenthalt dauert, desto mehr verdrängte Traumata brechen auf und auch Isabellas Körper beginnt, sich zu verwandeln.

Meisterhaft inszeniert und bis zur letzten Seite spannend, ist der Roman ein schauriger literarischer Leckerbissen, wenn auch gewiss keine leichte Kost. Erträglich werden heftige Themen wie psychische Krankheiten, Selbstverletzung, Mobbing und Tod lediglich durch phantastische und mythologische Elemente, die den Roman in die Tradition des Schauerromans einreihen. Abgerundet durch ein versöhnliches Ende, das durchaus Hoffnung gibt, ist Montrosa eine lesenswerte Empfehlung, die vor allem Fans von literarisch anspruchsvollem Body Horror ans Herz zu legen ist.

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