Minidramen: Der Mann, der sich weigert, die Badewanne zu verlassen (hrsg. Edition Kürbis)

REZENSION Barbara E. Seidl 22. Januar 2023

Seit 1971 ist die Kulturinitiative Kürbis im steirischen Wies aktiv. Ursprünglich aus Freude am Theaterspiel entstanden, sind mittlerweile ein eigenes Plattenlabel, ein Atelier und ein kleiner Verlag dazugekommen, der in regelmäßigen Abständen mit originellen Neuerscheinungen aufzeigt. Die Liebe zum Theater ist geblieben. Und so schrieb die Kulturinitiative im Frühjahr 2021 einen Minidramen-Wettbewerb aus, mit dem die vielfältigen Möglichkeiten des Genres Minidrama aufgezeigt werden sollten. Das Ergebnis ist Der Mann, der sich weigert, die Badewanne zu verlassen (2022), eine Sammlung von fünfzehn Minidramen, die den Facettenreichtum der deutschsprachigen Theaterliteratur der kleinen Form abbilden sollen.

Durch Internet und Soziale Medien sind wir es mittlerweile gewohnt, kurze Texte in kleinen Pausen zwischendurch zu lesen. Wie bei Twitter mussten die Autor*innen mit wenigen Zeichen auskommen und dabei trotzdem auf den Punkt kommen. Oft bruchstückhaft sind Minidramen wie Experimente mit Worten, manchmal wirken sie grotesk und absurd, dann halten sie wieder eine witzige Überraschung parat.

Die Wettbewerbsjury, Daniela Strigl, Karin Wozonig und Peter Faßhuber hat für Der Mann, der sich weigert, die Badewanne zu verlassen eine abwechslungsreiche Auswahl getroffen. Da sind unter anderem ein Nichtleser, der eine Frau mit einem Buch beeindrucken möchte und dabei in der Buchhändlerin eine Verbündete findet („Auf der Schräge“ von Martin A. Völker), ein weltfremdes Sektflötenquartett, das am Buffet eingeübte Phrasen drischt („Am Buffet“ von Alexander Estis), zwei Freunde, die Probleme mit einem Bestellroboter haben, der ihren denglischen Kauderwelsch nicht versteht („Voll“ von Markus Köhle) oder drei ehemalige Models, die sich an ein Casting unter einer Ampel erinnern („Die Ampel“ von Irene Diwiak).

Uraufgeführt wurden die Minidramen im vergangenen Mai in der Schlosstenne Burgstall. Es bleibt zu hoffen, dass es auch in Zukunft noch weitere Aufführungen geben wird. Bis dahin bietet sich das Buch als unterhaltsame und facettenreiche Lektüre an.

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