REZENSION Barbara E. Seidl 5. August 2022
In Walter Gump Leben dreht sich alles um Musik. Eigentlich hat sein Leben überhaupt erst so richtig angefangen, als ihm sein Vater zum dreizehnten Geburtstag mit den Worten „Its nau oah newa!“ eine Akustikgitarre vom Hofer überreichte. Aus dem Hobby wird bald eine Berufung und schließlich ein Beruf. Musik ist für den jungen Mann aus einer oberösterreichischen Kleinstadt nicht nur das Ticket in die Großstadt Wien, wo er bald zu einem fixen Bestandteil der heimischen Underground-Musikszene wird. Musik hat für Walter Gump auch eine therapeutische Funktion, denn sie hilft ihm, Kindheitstraumata aufzuarbeiten.


Musik und andere Geräusche ist das erste Buch des oberösterreichischen Musikers Franz Reisecker. Seit vielen Jahren selbst in der Wiener Szene unterwegs, dienten ihm viele prominente Figuren als Vorlage für seinen tragikomischen Roman. Reiseckers Coming-of-Age-Geschichte ist unterhaltsam und berührend. Aus der Perspektive des Protagonisten Walter Gump wirft der Autor einen kompromisslosen Blick auf das gesellschaftliche und politische Zeitgeschehen. Seine Charaktere sind realistisch und unangenehm, jedoch niemals überzeichnet.
Erschienen in der von Wolfgang Pollanz herausgegebenen Reihe „Pop! Goes the Pumpkin“ setzt sich Musik und andere Geräusche aus popkultureller Sicht mit den rauen Seiten des österreichischen Kleinstadtlebens auseinander. Am Ende bleibt jedoch die Hoffnung, dass Musik selbst die lautesten Störgeräusche übertönen kann. Franz Reiseckers Debüt ist ein sprachlich gelungenes unterhaltsames Buch, bei dem Tragik und Komik im Einklang sind.