Von Tanja Paar
Frauenfeindlichkeit ist eines der hässlichsten Symptome einer Krankheit: der nicht fachkundigen Literaturkritik. Sie zeigt uns die Defizite der KritikerInnen im deutschsprachigen Literaturbetrieb. Sie beherrschen die einfachsten handwerklichen Grundbegriffe nicht: Die Autorin wird mit ihren ProtagonistInnen gleichgesetzt, ihre Eigenschaften, nicht jene des Textes untersucht. Wie sieht sie aus? Nicht: Welcher Mittel hat sie sich bedient? In welcher Erzähltradition steht sie? Welche Erzählperspektive, welchen Stil hat sie gewählt? Die – überwiegend männlichen – Kritiker fragen: Wie kommt der Text bei mir an? Artikuliert wird ein aufgeblasenes Kritikerego, das Sympathien und Antipathien, kurz – reine Geschmacksurteile äußert. Statt bloßer Rezeptionsästhetik und Nabelschau täte ein wenig Textimmanenz gut. Es gibt sie, die professionelle Literaturkritik. Und: Mann kann sie lernen.