Ein bewegtes und bewegendes Leben: Kirstin Breitenfellners Maria malt

REZENSION Barbara E. Seidl, 30. Mai 2023

Als uneheliches Kind verbringt Maria ihre früheste Kindheit in ärmlichen Verhältnissen bei ihrer Großmutter in der Kärntner Provinz. Als ihre mittellose Mutter einen Bäcker heiratet, holt sie die Tochter zu sich nach Klagenfurt. Um das Mädchen zu beschäftigen, gibt ihr die Mutter eines Tages Papier und Bleistift und Maria beginnt zu malen.

Behutsam recherchiert setzt Kirstin Breitenfellner mit Maria malt der Ausnahmekünstlerin Maria Lassnig ein literarisches Denkmal.

So tritt uns Maria lebensnah entgegen – keine Heldin, sondern eine Frau, die auch so manche Eigenheit hat. Es ist ein kompromissloses, bewegtes Leben, das am Ende dank einer bewundernswerten Hartnäckigkeit doch noch die gebührende Anerkennung erfährt.

Heute gilt Maria Lassnig als eine der wichtigsten österreichischen Malerinnen, die auch weit über die Landesgrenzen bekannt ist. Doch den Erfolg musste sich die Künstlerin hart erarbeiten.

Während viele ihrer männlichen Kollegen – wie auch ihr langjähriger Lebensgefährte Arnulf Rainer – schnell zu gefeierten Stars am Kunstmarkt aufstiegen, wurde das Werk der Künstlerin lange nicht ernst genommen.Hinzu kam, dass sich Maria Lassnig nur schlecht verkaufen und schwer von ihren Bildern trennen konnte.

Finanziell unterstützt wurde Lassnig von ihrer Mutter, mit der sie zeitlebens eine sehr enge, aber auch schwierige Beziehung verband. Neben den Männern im Leben der Malerin beleuchtet Kirstin Breitenfellner in Maria malt auch Lassnigs Verhältnis zu ihrer Mutter und beschreibt somit, wofür der Künstlerin selbst die Worte fehlten.

Kirstin Breitenfellner wurde 1966 in Wien geboren. Studium der Germanistik, Philosophie und Slawistik, Literaturkritikerin, Journalistin und Yogalehrerin. Im Picus Verlag erschienen drei Kinderbücher, zuletzt »Das Geheimnis der Schnee-Eule« (gemeinsam mit Bianca Tschaikner), ebenso ihr Roman »Bevor die Welt unterging« (2017). http://www.kirstinbreitenfellner.at

Kirstin Breitenfellner, Maria malt. 

Picus Verlag 2022, 464 Seiten, gebundene Ausgabe € 28.

Im Interview meint die Autorin, dass sie vor allem Maria Lassnigs Durchhaltevermögen bewundert, denn die Künstlerin musste erst nach Paris und später nach New York gehen, ehe sie im Alter von 61 Jahren als erste Frau im deutschsprachigen Raum eine Professur für Malerei an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien erhielt. Als ihr der endgültige Durchbruch als Künstlerin gelang, war Maria Lassnig bereits über 80 Jahre alt.

So zeigt die Lebensgeschichte der Künstlerin, die von Kirstin Breitenfellner zu einem ungemein spannenden und unterhaltsamen Roman verarbeitet wurde, nicht zuletzt auch den Umgang mit weiblichen Künstlerinnen auf und die Hindernisse mit denen diese zu kämpfen haben.

Maria malt erweist sich als ein literarisches Kunstwerk, das Maria Lassnigs Leben und Werk auch all jenen näher bringt, die mit ihren Bildern bis dato noch nicht vertraut waren. Eine Lektüre, die nicht nur Kunstliebhaber*innen wärmstens ans Herz gelegt sei.

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