Mit 50 fängt das Leben an: Wechselhafte Jahre

REZENSION 14.03.2023

Obwohl sie die größte Gruppe in unserer Gesellschaft ausmachen, stehen Frauen jenseits der Fünfzig nur selten im Rampenlicht. Umso schöner ist es, dass nun mit Wechselhafte Jahre eine Anthologie erschienen ist, die sich gezielt mit Themen wie Menopause und Älterwerden aus weiblicher Sicht auseinandersetzt. In fünfzehn Texten geben namhafte Autorinnen realistische und teils auch sehr humorvolle Einblicke in ihr Leben und zeigen, dass auch in der zweiten Lebenshälfte noch viel Unerwartetes und Überraschendes geschieht.

Foto © Minitta Kandlbauer

Bettina Balàka 1966 in Salzburg geboren, lebt als freie Schriftstellerin in Wien. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, Theaterstücke und Hörspiele. Vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Georg-Trakl-Förderungspreis für Lyrik 2018 und dem Theodor-Körner-Preis 2004. Zuletzt erschien ihr erstes Jugendbuch »Dicke Biber« (Leykam 2021), das mit dem Kinderbuchpreis für junge Leser*innen ausgezeichnet wurde. http://www.balaka.at

Wenn von uns älteren Frauen nicht mehr viel erwartet wird, dann können wir auch nicht mehr so viel verkehrt machen.

Katrin Seddig, Die gestandene Frau (Wechselhafte Jahre hrsg., von Bettina Balàka)

Die Texte, die die Herausgeberin Bettina Balàka für den Band zusammengestellt hat, sind nach dem Alter der Autorinnen angeordnet – in aufsteigender Reihenfolge. So macht sich Katja Oskamp Gedanken über zukünftige Supermarkteinkäufe mit Rollator und Katrin Seddig denkt über das Schicksal der Nicht-mehr-Mütter nach. Linda Stift träumt von einem rosa Pudel, während Bettina Balàka die Leser*innen zu einem Maturatreffen mitnimmt. Ruth Cerha kauft sich ein neues Schlauchkleid, bei Barbara Hundegger jedoch sind die Kleider ein wenig verrutscht. Für Ulrike Draesner wiederum bedeutet Alter vor allem Freiheit und Gewinn, Sabine Scholls Protagonistin dagegen möchte am liebsten nackt sein. Alida Bremer sucht nach den richtigen Worten um eine Frau in ihren besten Jahren zu beschreiben. Zdenka Becker beweist, dass Altern nicht immer am Alter gemessen werden kann.Marlene Streeruwitz hinterfragt die älteren Frauen zugeschriebenen Rollen, Barbara Honigmann macht sich Gedanken über das Älterwerden. Marianne Gruber reflektiert die Schwerkraft von Meinungen und Barbara Frischmuth denkt darüber nach, was älteren Frauen noch zugetraut wird. Renate Welsh schließlich fühlt sich verwurlt aber lebendig.

Es ist ein buntes, sprachgewaltiges Potpourri an Texten, das Bettina Balàka in dieser Anthologie vereint und das den Lesenden deutlich vor Augen führt, wie viel es über das Leben jenseits der Fünfzig noch zu entdecken und besprechen gibt.

So wie graue Haare mittlerweile im Trend liegen, so sollte auch die Lebenslust der Nicht-mehr-ganz-so-Jungen gefeiert werden und das abseits von gängigen Klischees und aufgezwungenen Rollen. Gleich in welcher Lebensphase wir uns befinden, es gibt für jede von uns immer einen individuellen Weg mit Veränderungen umzugehen. Auch das können wir von den vielfältigen Texten lernen.

Behutsam illustriert von Florine Glück, ist Wechselhafte Jahre ein abwechslungsreiches, augenöffnendes Buch über ein gesellschaftliches Tabuthema, das uns alle irgendwann einmal betrifft – die einen früher, die anderen später.

Wechselhafte Jahre (hrsg.von Bettina Balàka), Leykam 2023, 192 Seiten, € 24,50.

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