Herbert Helfrich hat für sich als literarisches Leitmotiv einen Satz des Philosophen Hans Blumenberg gewählt: Kultur entsteht (oftmals) beim Gehen von Umwegen. So ist auch der ehemalige Lehrer selbst über Umwege zum Schreiben gekommen. Seither entstanden Erzählungen, ein Kinderbuch und eine Kriminalgeschichte mit parapsychologischem Hintergrund. In seinem neuen Roman Die Zeichen des Bussards widmet er sich nun der abenteuerlichen Lebensgeschichte eines Piratenkapitäns.
Herr Helfrich, der Protagonist Ihres Romans, Die Zeichen des Bussards, ist der berüchtigte Piratenkapitän Olivier Le Vasseur, genannt der Bussard. Wie sind Sie auf seine Geschichte gestoßen?
In der Ausgabe einer österreichischen Tageszeitung fand sich ein Bericht über Olivier Le Vasseur, über seine geraubten Schätze, nach denen heute noch Abenteurer suchen, und über das Kryptogramm, das er kurz vor seiner Hinrichtung in die gaffende Menge warf.
Was macht Ihrer Meinung nach das Faszinierende an Piraten aus?
Erzählungen über Piraten üben meiner Meinung nach eine magische Anziehung auf Leser-innen aus, da sie gewisse Urinstinkte in uns ansprechen, ähnlich wie bei Indianer- oder Räubergeschichten. Vermitteln sie doch ein gewisses Flair von Freiheit, Wildheit und Frechheit. Die Protagonisten nehmen sich Dinge heraus, die für den Normalbürger, die Normalbürgerin nicht erlaubt sind. Und sie beflügeln damit unsere Fantasie. Manches Mal fühlen wir uns beim Lesen solcher Geschichten auch in unsere Kindheit zurückversetzt. Viele von uns haben im Kindesalter die Abenteuererzählungen von Karl May, Daniel Defoe oder Robert Louis Stevenson verschlungen. Und manche lesen auch als Erwachsene diese großartigen Abenteuergeschichten noch gern.
Lesen Sie selbst auch gerne Abenteuergeschichten?
Historische Abenteuerromane lese ich gerne. Eine besondere Vorliebe habe ich für politische Thriller.
Sie waren als Lehrer tätig und haben auch bereits Kinderbücher verfasst. Was war Ihr persönliches Lieblingsbuch als Kind?
Ein Abenteuerbuch: Der Lederstrupf von James Fenimore Cooper.

Oft wird behauptet, dass Kinder heutzutage weniger lesen, stimmt das aus Ihrer Sicht?
Ja und Nein. Ich hatte viele Schüler-innen, die begeisterte Leser-innen waren. Und ich unterrichtete Kinder und Jugendliche, die sich kaum für Literatur interessierten. Oftmals ist es eine Frage der sozialen Möglichkeiten und der Vorbildfunktion des Erwachsenenumfeldes. Aber wenn man als Lehrerin selbst von der Literatur begeistert ist und den richtigen Zugang mit ansprechenden Themen zu den Schüler-innen findet, ist auch heute vieles möglich.
Der Legende nach liegt der Piratenschatz von „La Buse“ immer noch an einem geheimen Ort vergraben. Wir er je gefunden werden?
Das ist eine spannende Frage. Die Schätze sind ja vorhanden, das ist schriftlich dokumentiert. Allein beim Überfall auf das portugiesische Schiff Nossa Senhora do Cabo e Sao Pedro am 26. April 1720 im Hafen der Ile Bourbon (heute La Reunion) konnten die Piraten Schätze erbeuten, die umgerechnet hunderte Millionen Euro wert wären. Auf dem Schiff befanden sich der Vizekönig von Portugiesisch Indien und der Erzbischof von Goa mit ihren sagenhaften Reichtümern. Die Frage ist nur, suchen die Schatzgräber (der Sohn von Cruise-Wilkins und viele andere) auf der richtigen Insel danach. Die Karte, das Kryptogramm des Bussards, lässt hier einen gewissen Spielraum zu. Jedoch das Labyrinth mit eingeritzten Zeichen und Symbolen, wie sie auch im Kryptogramm vorkommen, wurde bereits auf der Insel Mahe gefunden. Bis auf Kleinigkeiten, wenige Münzen und Waffen, wollen (oder auch nicht) die großen Schätze noch gefunden werden.