Katharina Tiwald
Eines der Bücher, das mich viele Jahre lang begleitet hat, ist „Krabath“ von Otfried Preußler. Ich bekam es geschenkt, als ich neun war, und habe es oft gelesen – und dann auch vorgelesen und verschenkt. Es ist eine Geschichte, die etwas Magisches und Fernes hat und trotzdem in einer konkreten historischen Zeit verankert ist, deren Schichten sich beim Älterwerden und Wiederlesen nach und nach offenbaren. Außerdem ist der Trick, der am Schluss zum Guten führt, eigentlich so simpel – und könnte uns alle zum Nachahmen verführen. Ich bin bis heute verzaubert von diesem Buch – vielleicht liegt es auch daran, dass ich als junge Leserin ein bisschen verknallt war in die Jungs in diesem Buch.

Weiter zurück liegt meine Erinnerung an Vera Ferra-Mikuras „Silvi träumt von Frau Pintoffel“. Ich hatte jahrelang schemenhafte Bilder im Kopf von einem Buch aus meiner unter dicken Zeitschichten verborgenen Kindheit. Diese Bilder tauchten immer wieder auf, ich konnte sie nicht zuordnen – bis ich eines Tages beim Herumgoogeln über Vera Ferra-Mikura auf ein Foto des Einbands stieß und es „Bäm!“ machte. Ich konnte ein Exemplar davon in einem Antiquariat ergattern, es war in Zeitungspapier gewickelt, als es ankam (siehe Foto). Als ich es durchblätterte, kamen mir die Tränen. Mein Großvater, der vor einigen Jahren gestorben ist, hat es mir oft vorgelesen und mich aus den Buchseiten heraus so viele Jahre später kurz besucht.

Katharina Tiwald, Jahrgang 1979, ist im Südburgenland aufgewachsen und studierte Sprachwissenschaft und Russisch. Ihr Erzählband Schnitte-Portraits-Fremde erschien 2005 Seitdem sind zahlreiche Theaterstücke, Kurzgeschichten und Artikel entstanden. „Macbeth Melania“ ist im Februar 2020 im Milena Verlag erschienen.