REZENSION Barbara E. Seidl, 8. Oktober 2020

Das Auto ist für viele eng mit einem Gefühl von Freiheit verbunden. Erfreut sich der fahrbare Untersatz aufgrund der Klimawandelthematik bei Jüngeren auch längst nicht mehr der gleichen Beliebtheit, wie bei älteren Generationen, so hat das Auto seit Beginn der CoVid19 Pandemie dennoch ein Revival als Symbol für Unabhängigkeit und Mobilität erfahren.
Auch Heimo Mürzl hebt auf diesen Trend in seinem Vorwort zur von Wolfgang Pollanz herausgegebenen Anthologie Baby, you can drive my car hervor. Seit die Bewegungsfreiheit, ein Recht, das bisher in Europa so selbstverständlich schien, plötzlich empfindlich eingeschränkt wurde, fühlen sich Autobesitzer plötzlich wieder als Privilegierte. Während die einen verzweifelt versuchen, Geld für gestrichene Flüge zurückzubekommen und andere mitunter stundenlang unter Papier- und Stoffmasken in Zügen schwitzen, können sie bequem in ihr Auto steigen und einfach drauflosfahren.
In Baby, you can drive my car, geht es nicht nur um Autos aller Art – wobei sich in den Beiträgen ein Trend zugunsten von Skoda abzeichnet – es geht auch um den Stellenwert des Autos innerhalb der Popkultur. Als passenden Soundtrack wird den Leser*innen neben dem titelgebenden Beatles-Song eine ganze Liste an Popsongs rund um das Auto vorgeschlagen – von Kraftwerk’s Autobahn bis Moonlight Drive von den Doors ist alles dabei. Schließlich betreibt die Kulturinitiative Kürbis mit „Pumpkin Records“ auch ein Musiklabel.
Die kauzigen Geschichten rund ums Auto stammen von Austrofred, Irene Diwiak, Matthias Forenbacher, Walter Gröbchen, Mario Hladicz, Mike Markart, Dominika Meindl, Heimo Mürzl, Wolfgang Pollanz, Katharina Pressl, Mario Schlembach, Cordula Simon, Christian Teissl Walter Titz und Daniel Wisser.
Wie ein literarisches Mixed Tape bietet Baby, you can drive my car eine kurzweilige Lektüre in der die unterschiedlichsten Stimmen ihre ganz persönliche Interpretation des Themas beisteuern. Neben den Prosatexten beinhaltet die Anthologie auch Songtexte von The Isolierband, Franz Adrian Wenzl (für Kreisky), Oliver Mally, Robert Rotifer, Boris Bukowski, Siegfried Franz Ulrich (für Jigsaw Beggars), Ernst Tiefenthaler (für Bell Etage) und Elsa Tootsie. Andreas Unterweger’s Textmontage für eine szenische Lesung und der Graphikzyklus „Asphaltblüten“ von Franz Grill (fotografiert von Christian Koschar) runden den vielseitigen Band ab.
Das Auto, so der Konsens, ist mehr als bloß ein Fortbewegungsmittel. Es ist vielmehr ein Wegbegleiter, mit dem wir vielleicht nicht immer ans Ziel kommen aber der uns stets daran erinnert, was wir zusammen erlebt haben.
Baby, you can drive my car ist vor allem ein Buch für Autoliebhaber aber auch all jene die nur während kurzer Boxenstopps Zeit zum Lesen finden, werden an dieser abwechslungsreichen Textsammlung ihre Freude haben.
Das Buch:

Wolfgang Pollanz (Hrsg.): Baby, you can drive my car. Edition Kürbis, 176 Seiten, € 20.-