Auf Buchfühlung: der Literaturpodcast

Das literarische Leben in Österreich hat allerhand zu bieten. In ihrem Literaturpodcast, Auf Buchfühlung, sprechen Victoria und Irene einmal im Monat mit Autorinnen und Autoren und berichten über literarische Veranstaltungen.

 

Auf Buchfühlung ist der erste Literaturpodcast Österreichs. Wie ist die Idee dazu entstanden?

Victoria: Nachdem ich meinen ersten Podcast gehört hatte, “The Sisterhood” von Laurie and Eleanor Penny, war für mich klar, dieses Format ist wie geschaffen dafür, Gespräche über Literatur aufzunehmen. Jetzt galt es nur noch, Irene zu überzeugen und herauszufinden, wer die Idee eines Literaturpodcasts eigentlich bereits hatte.

Irene: Mich zu überzeugen war doch die geringste Herausforderung! Und was das Angebot an Podcasts über Literatur betrifft, waren wir eigentlich überrascht, dass die Idee noch relativ neu ist, oder? 

Victoria: Ja, es gibt zahlreiche tolle Formate, den Penguin Podcast des gleichnamigen Verlags etwa und kurz nach uns hat auch der Falter einen Buch Podcast gelauncht. Trotz allem scheint unser Zugang noch recht neu zu sein. Anders als andere Formate versuchen wir von Folge zu Folge, die gesamte österreichische Literaturlandschaft abzubilden. Und dazu gehört nicht nur, über Bücher zu sprechen. Es geht darum, literarische Veranstaltungen zu beleuchten und mit Veranstalter*innen zu sprechen. Es geht darum, über Literaturzeitschriften zu sprechen, über Literaturpreise, Festivals, Verlage und den Buchhandel. Aktuell geht es sogar darum, darüber zu sprechen, wie der Literaturbetrieb eine Pandemie überleben kann und wie er sich selbst vor einer wirtschaftlichen Notsituation schützen kann. 

Irene: Was du aufzählst, deutet schon darauf hin, dass “Auf Buchfühlung” als langfristiges Projekt angelegt ist. Wir planen in Zukunft auch unsere Frequenz etwas zu erhöhen – das literarische Angebot Österreichs macht es eigentlich unbedingt notwendig, wenn wir unseren Anspruch, die Literaturlandschaft auch nur annähernd abzubilden, nicht abrücken wollen. 

 

Wir sind quasi von null auf hundert in wenigen Wochen.

 

Könnt ihr uns ein bisschen etwas über eure ersten Erfahrungen als frisch gebackene Podcasterinnen erzählen?

Irene: Da in letzter Zeit sehr viele Podcasts entstanden sind, gibt es auch unendlich viele Informationen darüber im Netz, wie man am besten aufnimmt, hostet und und und. Zum Teil wird’s fast schon unübersichtlich. Ich war daher sehr froh, dass Victoria sich diesbezüglich einen Überblick verschafft hat. 

Victoria: Ich bin ehrlich gesagt über zwei Dinge ganz besonders froh: Über die facebook-Gruppe “podcasterInnen netzwerk österreich”, in der man sich mit anderen Podcaster*innen vernetzen kann und auf die wildesten Fragen auch Antworten bekommt und über den Kontakt zu Christian Nowak, dem Gründer des österreichischen Hosting Anbieters “Stationista”. Wir sind quasi von null auf hundert in wenigen Wochen. All das war nur mit ihrer Hilfe möglich. Die Erfahrungen sind also durchwegs positiv.
Die ersten tatsächlichen Gespräche waren vor allem von einer angenehmen Spannung geprägt: “Haut alles so hin, wie wir uns das vorgestellt haben? Sind unsere Gespräche spannend? Hört sich das überhaupt jemand an? Lauter Fragen, die wir schon nach wenigen Wochen positiv beantworten können und das ist großartig.

Irene: Bei der Gelegenheit müssen wir auch mal loswerden, dass wir von der Bereitschaft, der Autor*innen bzw. Veranstalter*innen mitzumachen, sehr begeistert sind. Ein großes Danke geht an die, die schon dabei waren, aber auch an die, die für kommende Folgen schon zugesagt haben. Wir sind zuversichtlich, dass wir die nach der Quarantäne oder schlimmstenfalls auch während der Quarantäne umsetzen können.

Auf eurem Podcast sprecht ihr mit Autorinnen und Autoren unter anderem auch über Bücher, die sie lesen und Dinge, die sie faszinieren. Was lest ihr selbst gerade und was fasziniert euch?

Victoria: Ich finde es unglaublich spannend, wie abwechslungsreich das literarische Angebot in Österreich ist und dass es auch abseits von klassischen Lesungen spannende Formate gibt; denn zur Literaturlandschaft gehören eben auch Poetry-Slams, Literaturfestivals, szenische Lesungen, Schreibworkshops, Autor*innengespräche und momentan eben auch Live-Streams, Online-Lesungen und digitale Festivals. Selbst lese ich seit dem Podcast unglaublich viel österreichische Literatur. Erst kürzlich habe ich Raphaela Edelbauers Roman “Das flüssige Land” gelesen, den ich auf jeden Fall empfehlen kann. Aktuell liegen Verena Gürtners neuer Roman Power aber auch das neue Buch von Walter Moers auf dem Nachttisch.

Irene: Beruflich beschäftige ich mich hauptsächlich mit Texten, die schon ein paar Jahrzehnte alt sind. Daher freu ich mich auch sehr, zur Vorbereitung für den Podcast im Moment sehr viel (österreichische) Gegenwartsliteratur lesen zu können. Ich denke zum Beispiel an den Roman Himmelwärts von Elisabeth Klar, über den ihr in einer der nächsten Folgen hören werdet oder auch an Robert Prossers Phantome. Das sind Texte, die uns viel über die Welt erzählen, die unglaublich aktuell sind. Und von denen aus sich auch sehr oft ein Bogen spannen lässt zur älteren Literatur, zur “Welt von gestern”. Das finde ich zum Teil beunruhigend, aber auch lehrreich und auf jeden Fall faszinierend. 

Gerade in Zeiten wie diesen fällt es auf, dass es in Österreich im Literaturbereich noch relativ wenige Online-Angebote gibt. Wovon würdet ihr gern noch mehr online sehen?

Irene: Im Moment sind viele Menschen im Kulturbetrieb verständlicherweise noch von einer Schockstarre erfasst. Gleichzeitig beginnen viele Institutionen und Initiativen, ihr Angebot umzustellen und digital zur Verfügung zu stellen. In den letzten Tagen sind fast stündlich solche Projekte entstanden, auch im literarischen Bereich — und viele betreten damit Neuland. Das finde ich bei aller Dramatik, die die Situation hat, eine sehr spannende Dynamik. So erfreulich es ist, wenn Gratis-Angebote jetzt aus dem Boden sprießen, ich finds auch wichtig, dass es dafür – wo möglich und nötig – auch eine Vergütung gibt. Schön wäre es, sich im Publikum eine Bereitschaft entwickelt, den ein oder anderen Euro für das genutzte Angebot auszugeben. Netflix und Co. sind ja auch nicht kostenlos – da zögern aber die wenigsten, einen Abbuchungsauftrag zu geben. 

Victoria: Puh, keine leichte Frage. Gerade im Bereich der Literaturveranstaltungen geht es ja auch darum, in Kontakt mit Leser*innen und Zuschauer*innen zu treten. Es gibt ja nicht nur Autor*innen die jetzt potenziell online aus ihren Romanen lesen können sondern auch Veranstalter*innen, die auf Aufträge angewiesen sind. Online Angebote sind wichtig, keine Frage, und es macht Sinn, dass sich diese gerade jetzt etablieren. Dennoch hoffe ich, dass sich nach der Beruhigung der Lage das literarisch Leben wieder sammelt und nach draußen geht. 

Für alle, die jetzt schon neugierig geworden sind, welche spannenden Beiträge dürfen wir in Zukunft von Auf Buchfühlung erwarten?

Irene: Ganz aktuell arbeiten wir an einer Sonderfolge, in der wir mit Leuten aus verschiedenen Bereichen des Kulturbetriebs über die Folgen der Corona-Krise sprechen werden. Zu hören sind darin u. a. Robert Prosser, der in der letzten Podcast-Episode zu Gast war, und Diana Köhle, mit der wir uns eigentlich in dieser Woche zu einem Gespräch über den Tagebuch-Slam treffen wollten. 

Victoria: Wir hatten für April eine Folge beim Innsbrucker Prosa-Festival geplant, bei dem wir mit David Fuchs sprechen wollten. Dieses Gespräch werden wir verschieben. David Fuchs ist nicht nur Autor sondern in seinem Beruf als Arzt momentan auch sehr gefordert. Außerdem freuen wir uns, wie oben schon erwähnt, auf ein Interview mit Elisabeth Klar über ihren Roman Himmelwärts.

Hier geht’s zum podcast: