Nachdenken über den Tod: Eva Schörkhubers Die wunderbare Insel

REZENSION Barbara E. Seidl-Reutz, 20. Dezember 2024

Die wunderbare Insel ist ein Ort voller Magie, unglaublicher Tiere und prachtvoller Pflanzen. Was es hier nicht gibt, ist der Tod. Das machte sie für Eva Schörkhuber als Kind zu einer tröstlichen Erzählung.  Als viele Jahre später innerhalb kurzer Zeit ihr Vater und ein enger Freund sterben, kehrt die Autorin zu dieser wunderbaren Insel zurück und reflektiert in ihrem gleichnamigen Essayband persönliche Verlusterfahrungen und gesellschaftliche Aspekte der Trauerarbeit.

Mit feinem Gespür zeigt die Autorin, dass das Nachdenken über den Tod bereichernd und tröstlich sein kann. Sie beschreibt den eigenen Verlust, die Trauer um geliebte Menschen und die Sehnsucht nach einem Ort, an dem der Tod keine Macht hat. Gleichzeitig untersucht sie, wie moderne Gesellschaften mit Tod und Abschied umgehen, und hinterfragt, ob Trost in einer säkularen Welt möglich ist.

Die wunderbare Insel ist poetisch, nachdenklich und zugleich analytisch. Eva Schörkhubers Sprache ist feinfühlig und atmosphärisch, wodurch der Text zu einer sowohl intimen als auch universellen Auseinandersetzung mit dem Thema wird. Sie schafft eine gelungene Balance zwischen persönlicher Erfahrung und philosophischer Reflexion. Dabei bleibt der Ton des Essaybandes trotz der Schwere des Themas tröstlich und lebensbejahend, was den Text besonders eindringlich und berührend macht.

Eva Schörkhuber, 1982 in St. Pölten geboren, auf­gewachsen in Oberösterreich. Auszeichnungen (Auswahl): Förderungspreis für Literatur der Stadt Wien (2022), Langzeitstipendium für Literatur des BMKOES (2022), author@musil in Klagenfurt 2020. Literaturwissenschaftliche Promotion über Archiv- und Gedächtnistheorien. Redaktionsmitglied bei PS – Politisch Schreiben und Mitglied im Papiertheaterkollektiv Zunder. Lebt und arbeitet in Wien. Foto: Jorghi Poll/Edition Atelier

Nachdrücklich führt uns die Autorin vor Augen, wie wichtig es ist, sich mit dem universellen und unvermeidlichen Thema Tod auseinanderzusetzen und diesen nicht als etwas Bedrohliches wahrzunehmen, sondern vielmehr als Teil des Lebens zu akzeptieren. Wer literarische Essays schätzt und nach einem berührenden Text sucht, der Trost spendet und zum Nachdenken anregt, wird in diesem Buch eine lohnende Lektüre finden.


Das Buch:

Eva Schörkhuber: Die wunderbare Insel. Essay. Mit Illustrationen von Philipp Markus Schörkhuber. Edition Atelier, 2023. 184 Seiten.



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