Theater der Zukunft: Elisabeth Klars Es gibt uns

REZENSION Barbara E. Seidl 01.März 2023

Was passiert, wenn all unsere schlimmsten Befürchtungen wahr werden, wenn die Welt, so wie wir sie heute kennen, für Menschen unbewohnbar geworden ist? Was kommt nach dem Anthropozän?

In Es gibt uns inszeniert Elisabeth Klar eine solche Welt. Dabei zeichnet sie eine post-apokalyptische Gesellschaft, die aus Mutanten*innen und Mischwesen besteht.

Für das gemeinsame Überleben braucht es die Leuchtqualle Oberon, die die Wasserversorgung der Stadt sicherstellt. Doch eines Jahres endet das Fest Walpurgis mit Oberons Tod im Liebesspiel und das kleine Schleimtierchen Müxerl muss Oberons Aufgaben übernehmen. 

Es ist eine dramatische und gleichzeitig fast märchenhaft anmutende Geschichte und welcher Ort wäre hierfür als Schauplatz wohl besser geeignet als das Theater.

Das Theater hat seit Jahrtausenden eine identitätsstiftende, gemeinschaftliche Funktion. Es ist ein Ort, wo Missstände angesprochen und Hoffnungen geschürt werden.

Elisabeth Klar, geboren 1986 in Wien, Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft und Transkulturellen Kommunikation. Elisabeth Klar hat zahlreiche Preise erhalten, u. a. war der Text „An den vielen Ecken“ im Finale des FM4-Wettbewerbs Wortlaut (2013). Das gefeierte Debüt „Wie im Wald“ erhielt den Förderpreis der Stadt Wien und stand auf der Shortlist des Rauriser Literaturpreises 2015, 2017 erschien der Roman „Wasser atmen“ und 2020 der Roman „Himmelwärts“. Zuletzt erschienen: „Es gibt uns“ (2023).

Elisabeth Klar, Es gibt uns, Residenz Verlag 2023, 160 Seiten, Hardcover € 22,00.

Elisabeth Klar schildert in Es gibt uns eine Theateraufführung, ein Fest, mit dessen Hilfe die Gemeinschaft das Erlebte zu verarbeiten sucht. Dabei treten die Mischwesen in einen Dialog mit jenen, die sie darstellen, und auch dem Publikum kommt eine tragende Rolle zu.

Die Autorin spielt gerne mit Grenzen und deren Überschreitung. In ihrem letzten Roman, Himmelwärts, ließ Klar die Grenzen zwischen Mensch und Tier verschwimmen, nun stellt sie ihre Leser*innen vor eine neue Herausforderung, denn die Figuren in Es gibt uns überschreiten die Grenzen des Vorstellbaren.

Es gibt uns ist ein sehr ungewöhnlicher Roman, auf den man sich einlassen muss. Ist man jedoch bereit einzutauchen in diese fantastische Welt, gibt es trotz der vorherrschenden Zerstörung auch viel Schönes, zu entdecken.

Eindrucksvoll führt die Autorin den Leser*innen vor Augen, dass es mehr als schwarz und weiß, Dystopie und Utopie gibt und dass die Hoffnung auf Überleben in einer unwirtlich gewordenen Welt letztlich auch vom Zusammenhalt der Gemeinschaft abhängt.

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