Wir wollen Autorinnen und Büchern von Frauen eine Plattform geben

Wie zahlreiche Studien belegen, werden Bücher von Autor*innen nach wie vor weniger oft besprochen als jene ihrer männlichen Kollegen. Julia Ritter und Sophia Stanger möchten dem entgegenwirken. In ihrem feministischen Buch-Podcast Die Buch werden daher ausschließlich Bücher von Frauen besprochen. Dabei wählen sie vor allem Themen aus, die sie selbst spannend finden und die sind, wie sie im Interview verraten, sehr breit gefächert.

Für euren Podcast, Die Buch, habt ihr sozusagen bewusst den falschen Artikel gewählt, um euren Themenschwerpunkt zu betonen. Wie seid ihr auf den Namen gekommen?

Julia: Der Name kam von Sophia! Ich war sofort begeistert. 

Sophia: Ich hatte die Idee spontan am Balkon, inspiriert vom Sonnenschein und einem leeren Blatt Papier, das bereit war für die ersten Ideen zu einem feministischen Buchpodcast. Plötzlich stand „Die Buch“ in der Mitte – und dabei sind wir geblieben.

In eurem Podcast werden ausschließlich Bücher von Frauen besprochen. Warum ist euch diese Eingrenzung so wichtig?

Julia: Wir wollen Autorinnen und Büchern von Frauen mit unserem Podcast eine Plattform geben und damit einen Diskurs rund um das Thema Sexismus in der Literaturbranche anregen. Denn nach wie vor werden Bücher von Frauen weniger besprochen, ausgezeichnet und an die nächste Generation weitergegeben. Die Autor*innen, die z.B. in der Schule gelesen werden, sind nach wie vor hauptsächlich männlich. Wir wollen dem ein Stück weit entgegenwirken.

Sophia: Natürlich könnte man fragen: warum nicht auch Bücher von Männern besprechen? Oder 50:50? Da aber der große Literaturmarkt viele tolle Frauen ausspart, wollen wir ein Gegengewicht setzen. Solange es keine echte Gleichstellung aller Geschlechter gibt, braucht es den bewussten Blick auf die blinden Flecken, die eine patriarchale Gesellschaft produziert.

Viele verbinden Feminismus noch immer mit einer Einstellung, die gegen Männer gerichtet ist. Was macht euren Podcast auch für Männer spannend?

Sophia: Erstens die Themen: Bücher von Frauen sprechen so viele unterschiedliche Themen an, die für alle Menschen interessant sein können. Zweitens die Perspektive: Unsere Perspektive im Podcast ist eine feministische – wir legen unser Augenmerk auf Geschlechterverhältnisse, nicht nur auf „Frauen“ oder „Männer“. Durch diese feministische Brille dürfen alle blicken und Neues über sich und andere entdecken – nicht „nur“ Frauen. 

Nach welchen Kriterien sucht ihr die Themen aus?

Julia: Wir stellen Bücher vor, die uns selbst interessieren und die wir sowieso gerne lesen würden. Thematisch setzen wir uns deshalb keine Grenzen. Das soll auch zeigen, dass Frauen eben über alle Themen schreiben und nicht nur über „Frauenthemen“. 

Sophia: Besonders schön daran ist, dass Julia und ich unterschiedliche thematische und literarische Schwerpunkte haben. Dadurch können wir nicht nur viele verschiedene Themen besprechen, sondern auch viel voneinander lernen.

Und was lest ihr selbst gerne? 

Julia: Ich greife meistens zu Literatur aus dem englischsprachigen Raum, auch wegen meines Studiums der Englischen Literaturwissenschaft. Ein Buch, das mich zuletzt sehr begeistert hat, war z.B. „Die Malerin“ („The Passion of Artemisia“) von Susan Vreeland, über das wir auch eine Podcast-Folge gemacht haben. Ein Dauerbrenner bei mir ist allerdings Jane Austen, eine Vorliebe, die Sophia gar nicht nachvollziehen kann 😉

Sophia: Da ist was Wahres dran! Ich lese gerne Bücher, über die ich mehr von Menschen in anderen Gesellschaften erfahre. Besonders gern mag ich afrikanische Literaturen – das hängt auch mit meinem Studium Afrikawissenschaften zusammen. Und in letzter Zeit lese ich gerne neuere österreichische Literatur. Ein literarischer Blick auf die Lebensrealitäten meiner Generation bringt mir oft Aha-Erlebnisse und ein Schmunzeln. Und ich freue mich immer über Büchertipps, die mich auf andere Pfade führen. Bücher sind Entdeckungsreisen, nach Innen und nach Außen.


Julia Ritter hat Englische Literaturwissenschaft und Theater-, Film- und Medienwissenschaften an der Universität Wien und der University of Edinburgh studiert. Ihre Leidenschaft für Bücher und Feminismus kann sie als Co-Podcasterin von „Die Buch. Der feministische Buchpodcast“ gemeinsam mit Sophia Stanger ausleben. Julia lebt in Wien und arbeitet derzeit als Fernsehredakteurin.   

Sophia Stanger hat Afrikawissenschaften, Politikwissenschaften und Friedens- und Konfliktforschung in Wien, Daressalaam (Tansania) und Bradford (England) studiert. Sie arbeitet bei der NGO Jugend Eine Welt für Bildung, Entwicklung und Freiwilligeneinsätze. Außerdem sieht sie sich als Klimaaktivistin, Feministin, Podcasterin und Yogini – mal mehr, mal weniger. 

Weitere Infos zum Podcast sowie die neuesten Folgen von Die Buch findet ihr hier:

https://www.diebuch.at

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