REZENSION und PODCAST Barbara E. Seidl-Reutz, 25. Jänner 2025
Lichtverschmutzung ist ein Thema, das oft übersehen wird, obwohl es viele Facetten unseres Lebens – von der Natur bis hin zu Kultur und Gesundheit – beeinflusst. Lisa Viktoria Niederberger hat mit „Helle Sterne, Dunkle Nacht“ ein Kinderbuch geschaffen, das nicht nur über die Bedeutung des Sternenhimmels aufklärt, sondern auch die Auswirkungen künstlicher Beleuchtung auf unsere Umwelt und unser Dasein zugänglich und kindgerecht vermittelt.
Die Geschichte begleitet Maya, ein neugieriges Mädchen, und eine charmante Fledermaus auf ihrer Reise durch die nächtlich beleuchtete Stadt. Gemeinsam suchen sie nach dem Sternenhimmel, der durch die allgegenwärtige Lichtverschmutzung kaum mehr zu sehen ist. Dabei begegnen die beiden verschiedenen Aspekten der Problematik: von den Auswirkungen auf nachtaktive Tiere wie Eulen und Insekten über die Herausforderungen für tagaktive Tiere bis hin zur Bedeutung der Dunkelheit für die Astronomie. Helle Sterne, dunkle Nacht eröffnet Leser:innen – egal ob jung oder alt – neue, augenöffnende Einblicke in eine Welt, die oft im wahrsten Sinne des Wortes überstrahlt wird.
Besonders lebendig wird die Geschichte durch Anna Horaks Illustrationen. Ihre detailreichen und einfühlsamen Zeichnungen ergänzen die Erzählung perfekt und machen die Botschaft noch greifbarer.
Lisa-Viktoria Niederberger geht mit ihrem Kinderbuch über eine reine Wissensvermittlung hinaus. Sie öffnet einen Raum für Fragen: Wie sähe eine Welt aus, in der die Dunkelheit mehr Raum hätte? Was verlieren wir, wenn der Sternenhimmel verschwindet? Und wie können wir als Gesellschaft ein Gleichgewicht finden zwischen Licht und Dunkelheit?

Lisa-Viktoria Niederberger: Helle Sterne, dunkle Nacht. Achse Verlag 2024. € 23.
Die Relevanz des Themas unterstreicht die Autorin auch durch ihren Essayband „Dunkelheit“, der diesen März im Haymon Verlag erscheint und in dem sie die vielen kulturellen, ökologischen und gesellschaftlichen Aspekte des Themas beleuchtet. Besonders spannend sind ihre Reflexionen über die kulturelle Symbolik von Dunkelheit und Licht – wie das Dunkle oft als gefährlich und bedrohlich empfunden wird, während Licht für Sicherheit und Erkenntnis steht. Auch ihre Überlegungen zur nächtlichen Mobilität, den genderspezifischen Aspekten von Sicherheit und der Rolle des Schlafs in einer beleuchteten Welt vertiefen das Thema auf faszinierende Weise.

Lisa-Viktoria Niederberger: Dunkelheit. Haymon Verlag, 2025 (erscheint im März). €22,90
Mit Helle Sterne, Dunkle Nacht hat Lisa-Viktoria Niederberger ein Kinderbuch geschaffen, das über seine Zielgruppe hinaus strahlt. Es regt zum Nachdenken an und inspiriert dazu, die Schönheit der Nacht zu bewahren – für uns, für die Natur und für die kommenden Generationen. Mit ihrem Essayband Dunkelheit liefert Niederberger eine vertiefte, wissenschaftlich fundierte und gleichzeitig poetische Auseinandersetzung mit den vielen Facetten der Nacht. Gemeinsam zeichnen diese beiden Werke ein umfassendes Bild davon, warum die Dunkelheit – kulturell, ökologisch und existenziell – wieder mehr Raum in unserem Leben finden sollte. Ein Muss für alle, die sich mit Umweltthemen, Nachhaltigkeit oder der kulturellen Bedeutung der Nacht beschäftigen möchten.
Im Gespräch mit der Autorin erfahren wir, warum sie sich so leidenschaftlich für dieses Thema einsetzt und warum es so wichtig wäre, die Nächte wieder dunkler zu machen.
Lisa-Viktoria Niederberger, geboren 1988, lebt als Schriftstellerin und Kulturwissenschaftlerin in Linz. Ihr Schreiben geht oft Zusammenhängen, feinen Verbindungen und feministischen Fragestellungen nach und scheut sich nicht, nach Schönheit auch an den allerdunkelsten Orten zu suchen. Ihre Prosa wurde u. a. mit dem Kunstförderpreis der Stadt Linz, dem Theodor-Körner-Förderpreis und dem Exil-Literaturpreis ausgezeichnet. Im April erschien ihr Kinderbuch Helle Sterne, dunkle Nacht mit Illustrationen von Anna Horak im Achse Verlag. Im März 2025 erscheinen ihre literarischen Essays über die Dunkelheit bei Haymon.