Foto © Apollonia T. Bitzan
von Ferdinand Schmalz
Mein Lieblingskinderbuch heißt „Florian und sein Fäustling“ von Maikki Harjanne. Ich weiß noch, dass mir als Kind immer Bilderbücher am besten gefallen haben, die eine ganz eigene Ästhetik hatten, die ein bissl schräg oder anders gezeichnet waren. Da gab es natürlich auch den vor kurzem verstorbenen Eric Carle.
An Harjannes krakeligen Filzstift Zeichnungen mag ich im Nachhinein betrachtet, dass sie auch bildnerisch in eine kindliche Sicht auf die Welt führen. Die Situation mit dem verlorenen Handschuh kennt natürlich jedes Kind aus dem täglichen Alltag und ich als Vater erlebe es gerade auch wieder ständig. Warum unsere Lieblingsgegenstände immer verschwinden müssen? Und dann geht das Suchen los. Das Seltsame ist, dass mein Lieblingsbuch selbst gerade aus mir unerklärlichen Gründen verschwunden ist. So setzt sich die Geschichte fort. Aber ich werde mich auf die Suche begeben. In meinen Elternhaus. Unter der Couch. Und am Dachboden.
Ferdinand Schmalz, geboren 1985 in Graz, aufgewachsen in Admont in der Obersteiermark, erhielt gleich mit seinem ersten Theaterstück »am beispiel der butter« 2013 den Retzhofer Dramapreis und wurde zum Nachwuchsdramatiker des Jahres gewählt. Sein Stück »jedermann (stirbt)« wurde am Burgtheater uraufgeführt und mit dem Nestroy-Theaterpreis ausgezeichnet. 2017 nahm er an den Tagen der deutschsprachigen Literatur teil und gewann mit einem Auszug aus »Mein Lieblingstier heißt Winter« den Ingeborg-Bachmann-Preis. 2021 erschien sein gleichnamiger Debütroman, der auf der Longlist des Deutschen Buchpreises sowie auf der Shortlist des Österreichischen Buchpreises 2021 steht. Ferdinand Schmalz lebt in Wien.