REZENSION Barbara E. Seidl 26. November 2021
Kennen Sie die Geschichte Ihrer Familie? Wirklich? Sind Sie sicher, dass sich bei dem, was man Ihnen erzählt hat, nicht die eine oder andere kleine Lüge eingeschlichen hat? In all the Beautiful Liars geht die Austro-Australische Autorin Sylvia Petter einer Reihe kleiner Familienlügen anhand der fiktiven Erinnerungen einer Frau namens Katrina Klain nach – eine Spurensuche spannend wie ein Krimi.
Während des langen Fluges von Europa nach Sydney, am Weg zur Beerdigung ihrer Mutter, lässt die Auswanderin Katrina Klain die Suche nach ihren Wurzeln Revue passieren. Getrieben vom Wunsch, die geheimnisvolle Vergangenheit ihrer Familie aufzudecken, hat sich Katrina als junge Frau auf den Weg nach Wien gemacht, wo sie auf ihren totgeglaubten dubiosen Onkel trifft. Nach und nach kommen gut gehütete Geheimnisse ans Licht, die ihre Eltern lieber im Verborgenen gehalten hätten. So erfährt Katrina nicht nur von den Verstrickungen ihrer Familie mit der Nationalsozialistischen Partei, sondern auch von Verbindungen zur Stasi in Ostdeutschland.
Erkenntnisse, mit denen die die junge Frau erstmal lernen muss, sich abzufinden. Dem nicht genug, findet sie nach dem Begräbnis ihrer Mutter noch einige Briefe, die weitere brisante Enthüllungen parat halten.
Bisher leider nur im Englischen erschienen, hat Sylvia Petter ein sehr einfallsreiches Romandebüt vorgelegt. Erzählt aus der Sicht einer Ausgewanderten, die sich auf den langen Weg von Australien nach Wien und schließlich auch nach Genf und Madrid macht, um das Schweigen zu brechen und die Vergangenheit der eigenen Familie anzunehmen, ist All the Beautiful Liars ein Roman, der sich diesem Stück Europäischer Geschichte aus einer Perspektive annimmt, die bisher noch wenig beleuchtet wurde: jene der Nachfahren ausgewanderter Mitläufer:innen.


Der Roman ist auf sehr ungewöhnliche Weise erzählt, was für einige Leser:innen zu Beginn vielleicht eine Herausforderung darstellen mag. Doch die sich langsam steigernde Spannung, die mit Katrina Spurensuche einhergeht, wirkt wie ein Sog, der einen nicht so schnell wieder loslässt.
Ein sehr kreativ gestaltetes, spannendes Buch, das wohl einige dazu inspirieren wird, ein wenig mehr über die Vergangenheit der eigenen Familie in Erfahrung bringen zu wollen.
Ebenfalls von Sylvia Petter erschienen:

Romeo & Julia in Corona: Eine zweisprachige Englisch/Deutsche Flash Novelle inspiriert durch und in Unterstützung von „PCs für alle”.
Die Verkäufe beider Bücher unterstützen https://www.pcsfueralle.at mit je 5Euro.
2 Gedanken zu „Der Vergangenheit auf der Spur“