REZENSION Barbara E. Seidl-Reutz | 6. März 2025
Andrea Heinischs Roman „Gute Kinder“ wirft einen einfühlsamen Blick auf das Leben von Inge, einer 70-jährigen Frau, deren Welt durch einen rätselhaften Vorfall aus den Fugen gerät. Nach einem Wohnungsbrand bringt ihre Tochter Helene sie in einem Pflegeheim unter. Was zunächst wie ein Akt der Fürsorge erscheint, entpuppt sich als Beginn einer Reise in Inges verwirrende Innenwelt. Heinisch lässt offen, ob Inges Verhalten ein Symptom beginnender Demenz oder ein Ausdruck ihres Widerstands gegen die Widrigkeiten des Alters ist.
Im Pflegeheim findet Inge in dem Zivildiener Manni einen unerwarteten Verbündeten. Er wird zum Chronisten ihrer Erinnerungen, die in einem Heft festgehalten werden. Inges Gedanken schweifen zurück zu ihrer beruflichen Vergangenheit, ihren Kindern und einer überraschenden Zuneigung zu Manni. Heinisch zeichnet ein authentisches Bild von Inges Gedankenwelt, die von einer Leserin als „nachvollziehbar“ und „lesenswert“ beschrieben wurde.
Die Vielschichtigkeit des Romans zeigt sich auch in seiner Adaption für die Bühne. Im September 2024 feierte die TheaterArche in Wien die Uraufführung des Stücks. Die Inszenierung konzentrierte sich auf Inges schwindendes Bewusstsein, wobei die Grenzen zwischen Realität und Erinnerung verschwammen. Die Bühne wurde zu einem Spiegelbild ihres schrittweisen Verlusts von Raum, Zeit und Orientierung.
Andrea Heinisch, 1959 in Wien geboren, hat mit „Gute Kinder“ nach ihrem Debütroman „Henriette lächelt“ (2023) erneut ein Werk geschaffen, das sich durch psychologische Tiefe und eine sensible Auseinandersetzung mit den Herausforderungen des Lebens auszeichnet. Ihr Hintergrund als Germanistin und Historikerin sowie ihre Erfahrung als Lehrerin spiegeln sich in der präzisen und einfühlsamen Sprache des Romans wider. Heinisch lebt und arbeitet in Wien und im Waldviertel.

Andrea Heinisch wurde 1959 in Wien geboren, wo sie auch aufwuchs. Matura in Tirol, Studium der Germanistik und Geschichte in Salzburg. Einige Jahre Lehrtätigkeit am Lycée français de Vienne. Lebt und schreibt in Wien und im Waldviertel. Ihr Debüt »Henriette lächelt« erschien 2023 im Picus Verlag, »Gute Kinder« 2024. Foto © Paul Feuersänger
Andrea Heinisch, Gute Kinder. Picus Verlag, 2024. 208 S.
Gratulation zu diesem Erfolg! Ich bin neugierig geworden.Liebe Grüße von den RegenhügelnGabriele
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