Lyrisches Debüt: Precious Chiebonam Nnebedums Birthmarks

Bisher machte sie vor allem auf Poetry Slam Bühnen von sich reden, nun hat Precious Chiebonam Nnebedum mit Birthmarks ihren ersten Lyrikband vorgelegt. Im Zentrum der Gedichte steht eine Identitätssuche, die die titelgebenden Birthmarks der Autorin den Herausforderungen und Klischees der österreichischen Gesellschaft gegenüberstellt.

Die Autorin beginnt die Auseinandersetzung mit ihren „Muttermalen“, indem sie die Bedeutung ihres Namens rekonstruiert.

So ist NNebedum eine Kurzform für Kamlebedumchineke, ein Name dem man, wie ihr Vater meint erst gerecht werden müsse.

NNE, so erklärt die Autorin, bedeutet Mutter,

BE zuhause und DUM, so die Autorin weiter, „war sie, als sie glaubte, ihr Name hieß zuhause bei der Mutter“.

Bereits hier lässt sich der Wortwitz dieses Lyrikdebüts erahnen.

Die Gegenüberstellung der beiden Kulturen, die ihr Leben prägen spiegelt sich in Birthmarks auch sprachlich wieder. Der Vergleich der melodischen Englischen Strophen mit den stellenweise etwas sperrigen deutschen Übersetzungen führen deutlich vor Augen, wie schwer es mitunter ist, sich selbst zu übersetzen.

Precious Chiebonam Nnebedum wuchs in Nigeria und Österreich auf. Mit 17 Jahren stürmt sie die Grazer Poetry-Slam Bühnen, auf denen sie sich zur zweifachen österreichischen U20-Vizemeisterin slamt. Sie ist Co-Founderin von „Tanaka Graz“, einer Initiative von und für junge PoC* (People of Colour), die sich für Empowerment, Community-Building und Vermittlung einsetzt. Gleichzeitig und vor allem aber ist „Tanaka“ ein Safe-Space für alle, die unter Diskriminierung leiden. Ihre Musik und Texte greifen ineinander. Precious Chiebonam Nnebedums Rhythmen fließen in ihre literarischen Arbeiten, und umgekehrt. Mit ihrer Lyrik schreibt sie sich Wort für Wort an ihren Mut heran. Ihr Debüt „birthmarks“ erschien bei Haymon im Oktober 2022. Preisträgerin des Exil-Literaturpreises 2020.