REZENSION und PODCAST 04. Mai 2023
Die Weiße Rose ist ein Stück Geschichte mit dem die meisten von uns vor allem eine junge Frau verbinden – Sophie Scholl.Während besonders das Ende dieser Widerstandsbewegung junger Studentinnen und Studenten gegen das nationalsozialistische Regime in Erinnerung geblieben ist, war über ihr Entstehen bisher noch wenig bekannt. Irene Diwiak hat sich in ihrem neuen Roman Sag Alex, er soll nicht auf mich warten des besonderen Anfangs der Weißen Rose angenommen und dabei eine wahre Freundschaft in den Mittelpunkt gestellt.
Der Roman erzählt von Hans Scholl und Alexander Schmorell, zwei jungen Studenten, die auf den ersten Blick nicht viel miteinander verbindet – bis sie eines Tages den Wehrsport schwänzen, um über Kunst und Literatur zu diskutieren anstatt Appell zu stehen.
Von da an entwickelt sich zwischen den beiden eine tiefe Freundschaft und Hans wird gern gesehener Gast auf Alex‘ Debattierpartys. Doch der Krieg ist ihr ständiger Alltagsbegleiter. Die Nachrichten, die sie von der Front erreichen lassen in ihnen den Wunsch immer stärker werden, ihre Stimme gegen die Schreckensherrschaft zu erheben. Aber ihr Vorhaben ist gefährlich und sie brauchen dringend Unterstützung.

© Bogenberger | Irene Diwiak, geboren 1991 in Graz, wuchs in der Steiermark auf. Für ihre literarischen Texte sowie ihre Theaterstücke wurde sie schon vielfach ausgezeichnet. Ihr Debütroman »Liebwies« (2017) stand bereits auf der Shortlist für den Debütpreis des Österreichischen Buchpreises. Drei Jahre später folgte ihr zweiter Roman »Malvita«. Bei C.Bertelsmann hat sie nun eine neue Verlagsheimat gefunden.

Irenę Diwiak, Sag Alex, er soll nicht auf mich warten. Bertelsmann 2023, 368 Seiten, € 24.
Irene Diwiak widmet sich nicht so sehr der Bewegung selbst, sondern vielmehr den Akteuren, die dahinterstecken. Sie zeichnet keine Helden, sondern Menschen aus Fleisch und Blut. So führt sie uns etwa Alexander Schmorells Zerrissenheit zwischen seinem Geburtsland Russland und seiner neuen Heimat Deutschland vor Augen und zeigt damit ein Thema auf, das zeitlose Relevanz hat. Was bedeutet es für Menschen, die sich in mehr als einem Land heimisch fühlen, wenn ihre beiden Heimatländer gegeneinander Krieg führen?
Für die Recherche griff die Autorin auf Aufzeichnungen, Berichte und persönliche Briefe zurück. Eine Notwendigkeit, um ein Gefühl für den Charakter und die Denkweise der Personen zu bekommen, jedoch immer auch ein Eingriff in die Privatsphäre anderer Leute.
Das Ergebnis ist ein feinfühliger, ungemein spannender Roman. Trotz des Wissens um den Ausgang der Geschichte, fällt es schwer, das Buch zur Seite zu legen – vor allem die Unerschrockenheit und der Mut der Beteiligten hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck, der durch die neue Perspektive auf das Thema noch zusätzlich verstärkt wird.
Im neuesten Podcast Interview für Das Litrophon spricht die Autorin über ihre Recherchearbeit und über die nachhaltige Wirkung der Weißen Rose.
